In der Betreuungseinrichtung Traiskirchen unterrichten Lehrer*innen aus der dortigen Sportmittelschule geflüchtete Kinder in so genannten Brückenklassen. Die Kinder lernen Deutsch, Rechnen und Schreiben – aber vor allem bringen ihnen die engagierten Pädagog*innen viel Wertschätzung entgegen.
„Gelb und schwarz und braun, Doktor, Lehrer, Clown“, singen die Mädchen und Buben aus Peter Palls Klasse. Sie sind zwischen 10 und 14 Jahre alt und kommen aus Syrien, Afghanistan, Russland und Angola. Einige haben noch nie eine Schule von innen gesehen, andere beherrschen bereits ganz gut Deutsch und saugen den Stoff geradezu auf. „Mustafa, der heute seinen Transfer hatte und in eine Einrichtung der Landesgrundversorgung gebracht wurde, hat schon sehr viel verstanden. Auch Said, der hier hinten sitzt, kann schon ganz gut Deutsch“, erzählt Peter Pall. Er ist Lehrer an der Sportmittelschule Traiskirchen. Doch sein Arbeitsort und jener seiner zwei Kolleginnen ist die Betreuungseinrichtung Traiskirchen.
Brückenklasse
Hier betreut er eine so genannte Brückenklasse. Das sind altersgemischte Klassen, in denen die geflüchteten Kinder in unterschiedlichen Gegenständen unterrichtet werden. Vier Brückenklassen gibt es in der Betreuungseinrichtung Traiskirchen. Sie sind zwar nicht groß, aber hell und freundlich, an den Fenstern und Wänden hängen bunte Bastelarbeiten. Wer hier tätig ist, muss flexibel sein. Manche Kinder sind nur ein paar Tage, andere mehrere Monate hier, das richtet sich nach der Dauer des Asylverfahrens. Die Kinder der Klasse wechseln ständig – dementsprechend unterschiedlich sind die Kenntnisse.
Native-Speaker
Im Grunde, lacht Peter Pall, könne man ihn mit einem Native-Speaker vergleichen, die man vom Englisch-Unterricht kennt: Auch er spricht im Unterricht ausschließlich Deutsch und versteht nur wenige Worte der Kinder.
Die rätselhafte Uhrzeit
Heute steht die Uhr auf dem Stundenplan. Für Luena ist das Lesen der Uhr schwer verständlich, noch dazu werden die Stunden im Deutschen nachmittags anders bezeichnet als vormittags. Geduldig und mit einer gezeichneten Uhr hilft der Lehrer dem Mädchen.
„Ich arbeite viel mit Bildern oder nehme Gegenstände mit, um Dinge zu veranschaulichen“, sagt Peter Pall. Spielerisches Lernen steht im Vordergrund. Dazu gehört singen, Rätsel lösen, unterschiedliche Rollen einnehmen. Noten gibt es keine.
Akzeptiert, integriert und wertvoll
Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt am Spracherwerb. Manche Kinder können aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen vor und während der Flucht aber nur schwer folgen. Das ist dem Pädagogen bewusst – er betont, dass die Schule mehr als nur Wissen vermittelt. „Der tägliche Unterricht bringt Routine in den Alltag, das gibt den Kindern Sicherheit. Wir Lehrer*innen bemühen uns, ihnen möglichst viel an ,Werkzeug‘ mit auf den Weg zu geben und zugleich das Gefühl zu vermitteln, akzeptiert, integriert und wertvoll zu sein.“
Am Ende des Unterrichts singen die Kinder noch einmal das Lied: „Hunde, Katze, Bär, dick, dünn, leicht und schwer, Spitzer leer und voll, wir sprechen schon ganz toll“