Andreas Achrainer und Johannes Kopf wollen Integrations-Hürden für Ukrainer*innen beseitigen

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am 11. März traten unser Geschäftsführer und Ukraine-Flüchtlingskoordinator Andreas Achrainer mit dem AMS-Chef Johannes Kopf für eine verbesserte Integration der Ukrainer*innen in Österreich ein. Ihre Forderungen stießen auf großes Echo.

Rund ein Drittel beschäftigt
70.000 Ukrainer*innen leben seit Ausbruch des Krieges in Österreich. 12.000 von ihnen haben mittlerweile eine Beschäftigung gefunden, das ist rund ein Drittel.

Viele Hürden
Die Zahl könnte aber deutlich höher sein, wie Andreas Achrainer und Johannes Kopf erklären. “Doch es gibt viele Hürden”, weiß unser Geschäftsführer. Eine davon ist der Vertriebenenstatus, der immer nur ein Jahr gilt. “Es braucht einen dauerhaften Aufenthaltstitel, um eine Perspektive zu haben”, sagt Andreas Achrainer, ansonsten stellen sich andauernd Fragen wie, “Soll ich überhaupt planen? Soll ich einen Mietvertrag abschließen? Werde ich einen Vermieter finden, der mir für die Zeit einen Mietvertrag gibt? Soll ich einen Sprachkurs machen?”

Grundversorgung?
Ein weiteres Problem stellt die Grundversorgung dar. Auch wenn Achrainer und Kopf sich einig sind, dass es zu Beginn sinnvoll war, die ukrainischen Geflüchteten in die Grundversorgung aufzunehmen, mittlerweile ist es ein Problem.

Andreas Achrainer erklärt: „Wer zum Beispiel in einem Grundversorgungsquartier, etwa einem ehemaligen Gasthof, untergebracht ist und eine Teilzeit-Arbeit aufnimmt, muss damit rechnen, dass er sein Grundversorgungsquartier verliert.”

Bundesländer sind säumig
40.000 Ukrainer*innen befinden sich nach wie vor in der Grundversorgung des Bundes oder der Länder. Grundsätzlich darf man in der GVS nur 110 Euro dazu verdienen, mit Kindern bekommt man etwas mehr. Seit dem Vorjahr gibt es zwar eine flexible Zuverdienstmöglichkeit (je höher der Verdienst, desto weniger Unterstützung gibt es von Bund und Land – somit fällt man nicht aus der GVS), doch, wie AMS-Chef Johannes Kopf bemerkt: “In den drei Bundesländern Salzburg, Kärnten und Niederösterreich ist die Vereinbarung gar nicht umgesetzt!”

Zurzeit sind 17.400 Ukrainer*innen vollversichert, 3.600 weitere geringfügig beschäftigt. Rechnet man Kinder, Alte, Behinderte oder Selbstständige hinzu, blieben noch immer 15.000 bis 20.000 Menschen übrig, die wahrscheinlich arbeitsmarktfähig seien, am Jobmarkt aber nicht auftauchten und das, so Johannes Kopf „ist ziemlich viel.“

Sozialhilfe statt Grundversorgung
Andreas Achrainer und Johannes Kopf fordern daher die Aufnahme der Ukrainer*innen in die Sozialhilfe, um sie vor der “Inaktivitätsfalle” und dem “Waiting Dilemma” zu bewahren.

Persönliche Erfahrungen
Bei der Pressekonferenz berichten auch zwei Ukrainerinnen von ihren Erfahrungen. Svetlana Sukodolova hat in Kiew als Operationsassistentin gearbeitet. Einen adäquaten Job in Österreich hat sie noch nicht gefunden. Der Grund: Das Verfahren, bis ihre Ausbildung in Österreich anerkannt wird, ist äußerst langwierig.

Schwierige Bedingungen
Dieser Punkt ist  – neben fehlender Kinderbetreuung und mangelnden Sprachkenntnissen – ein weiteres Hemmnis, das die Integration am Arbeitsmarkt erschwert.

Rasche Reaktionen
Die Reaktionen auf die Pressekonferenz erfolgten rasch. Dringenden Handlungsbedarf erkennt Rolf Gleißner, Leiter der Abteilung für Sozial- und Gesundheitspolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Es gilt, so der Experte, “die bekannten Hürden zu beseitigen“.

Unterstützung unterschiedlicher Stakeholder
Dasselbe fordert Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). “Bürokratische Hürden gehören abgebaut und der Übergang bzw. Verbleib im Erwerbsleben aktiv gefördert.“ Er plädiert für „praktikable Lösungen, um dieses wertvolle und Großteils noch unausgeschöpfte Potenzial für den Arbeitsmarkt auch tatsächlich nutzen zu können.“

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