Die Muttersprache ist wertvoll!

Am „Internationalen Tag der Muttersprache“ feiern wir die sprachliche Vielfalt und den unermüdlichen Einsatz für den Erhalt jeder einzelnen Sprache. Diese Anerkennung der Muttersprache als Menschenrecht spiegelt sich im Kern unserer Arbeit bei der BBU GmbH wider und unterstreicht unser Engagement für eine gerechtere Gesellschaft, in der die Wahrung von Menschenrechten und Menschenwürde mit dem Respekt sprachlicher Vielfalt Hand in Hand geht.

In einer von globaler Migration und umfassenden Veränderungen geprägten Welt nimmt die Wahrung der Muttersprache eine Schlüsselrolle ein, besonders in unserer Arbeit bei der BBU GmbH mit Geflüchteten und Migrant*innen. Das Verständnis essenzieller Informationen in der Rechts- und Rückkehrberatung sowie das Gehörtwerden in der Grundversorgung sind entscheidend für die Wahrung der Menschenwürde und die effektive Unterstützung unserer Klient*innen. Die Anerkennung der Muttersprache als Menschenrecht betont deren zentrale Bedeutung für Identität und den Schutz der Menschenwürde.

Sprache als Pfeiler unserer Zivilisation
Die Evolution des Menschen zum aufrechten Gang brachte auch die Entwicklung des Kehlkopfes mit sich, die uns die einzigartige Fähigkeit zur komplexen Sprachkommunikation verlieh. Diese Fähigkeit hat die Weltgeschichte, unsere Gesellschaft und den Alltag grundlegend geformt. Sprache ermöglicht nicht nur den Austausch von Informationen, sondern fördert auch Gemeinschaft und Teilhabe. Sie ist somit ein fundamentaler Pfeiler unserer Zivilisation.

 

Sprach- und Wortvielfalt 
Weltweit existieren etwa 7.000 Sprachen, die die beeindruckende sprachliche und kulturelle Vielfalt widerspiegeln. Diese Vielfalt ist ein Zeugnis für die reiche kulturelle Geschichte und die Komplexität menschlicher Gesellschaften. Die meistgesprochenen Sprachen der Welt sind Mandarin-Chinesisch, Spanisch und Englisch. Mandarin-Chinesisch steht dabei an der Spitze mit über einer Milliarde Sprecher*innen, was hauptsächlich auf die große Bevölkerungszahl Chinas zurückzuführen ist. Spanisch und Englisch folgen mit Hunderten Millionen Sprecher*innen weltweit, wobei ihre Verbreitung auf globale historische Entwicklungen, Kolonialismus und den Einfluss in internationalen Beziehungen, Handel und Bildung zurückgeht. Diese Sprachen verbinden Menschen über Kontinente hinweg und spielen eine zentrale Rolle in der globalen Kommunikation, Bildung und im kulturellen Austausch.

500.000 verfügbare Wörter
Ein Blick auf das Deutsche zeigt, dass wir von bis zu 500.000 verfügbaren Wörtern nur etwa ein Zehntel aktiv nutzen, was unseren Wortschatz auf rund 20.000 bis 35.000 Wörter begrenzt. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Komplexität und Vielfalt der menschlichen Sprache und unterstreicht die Bedeutung jeder einzelnen Sprache für die kulturelle Identität.

Unterdrückung von Sprachen: Gestern wie heute
Historisch gesehen waren viele Sprachen Unterdrückungsmaßnahmen ausgesetzt, die darauf abzielten, kulturelle Identitäten zu schwächen und die Dominanz einer Einheitssprache zu fördern. Ein prägnantes Beispiel ist die Unterdrückung des Katalanischen unter der Franco-Diktatur in Spanien, wo die Verwendung der Sprache im öffentlichen Leben verboten war, um regionale Unabhängigkeitsbestrebungen zu unterdrücken. Trotz schwerer Strafen hielten viele Katalan*innen an ihrer Sprache fest, bis sie nach Francos Tod und der Einführung einer neuen Verfassung im Jahr 1978 wiederbelebt wurde.

Sprachpolitik
Ähnliche Unterdrückungsmaßnahmen erlebten das Quechua während der Kolonialzeit in Lateinamerika, das Polnische und Ukrainische unter russischer Herrschaft sowie das Deutsche in den nach dem Zweiten Weltkrieg polnisch gewordenen Gebieten. Diese historischen Beispiele der Sprachenunterdrückung verdeutlichen, wie Sprachpolitik als Instrument politischer Kontrolle und kultureller Assimilation genutzt wurde.

 

Wertvoller Teil unseres Erbes
Heute sehen wir ähnliche Herausforderungen in der Unterdrückung des Kurdischen in der Türkei und des Uigurischen in China, wo sprachliche Minderheiten drastischen Assimilierungsmaßnahmen ausgesetzt sind. Diese aktuellen Fälle zeigen die fortwährende Notwendigkeit, für die Rechte sprachlicher Minderheiten einzutreten und die sprachliche Vielfalt als wertvollen Teil unseres Erbes zu schützen.

Wiederbelebung bedrohter Sprachen
Trotz dieser Herausforderungen gibt es weltweit erfolgreiche Bemühungen zur Revitalisierung bedrohter Sprachen. Die Wiederbelebung von Sprachen wie Gälisch, Walisisch, Kornisch und Bretonisch, sowie Māori und Hawaiisch, zeigt, dass gezielte Bildungsprogramme, Medienangebote und kulturelle Initiativen Sprachen vor dem Verschwinden bewahren und für zukünftige Generationen beleben können.

Fotocredit: Canva

Das könnte Sie auch interessieren

Grundversorgung Für eine stärkere Frauengesundheit

20.12.2024 // Frauen und Mädchen haben in der Unterbringung, Versorgung und Betreuung oft besondere Bedürfnisse und einen spezifischen Schutzbedarf. Deshalb stehen den Klientinnen an jedem Standort eigene Ansprechpersonen zur Seite. Mitte November fand eine erste gemeinsame Schulung für die neu nominierten Ansprechpersonen statt.

Allgemein BBU präsentiert Gewaltschutzkonzept vor großem Plenum

19.12.2024 // CCO Bernhard PÖLZL, die stellvertretende GVS-Leiterin Marion NOACK-BRAMMER und die Gewaltschutz-Beauftragte Marie-Luise MÖLLER stellten einem Expert*innengremium des Europarats die BBU und unser neues Gewaltschutzkonzept vor.

Allgemein Keine Chance der Gewalt!

10.12.2024 // Am heutigen Tag der Menschenrechte präsentiert die BBU das "Gewaltschutzkonzept - Gewalt im sozialen Nahraum".