Warum gibt es den Internationalen Frauentag eigentlich? Und was hat er mit uns zu tun? Wir haben Frauen der BBU in Führungspositionen gefragt, was sie mit diesem Tag verbinden.
Frauentag – brauchen wir das?
Einfache Antwort: Ja! Solang Frauen weltweit nach wie vor stark benachteiligt sind, ist es nötig, auf die Diskriminierung aufmerksam zu machen. Und die gibt es nach wie vor. Weltweit werden Frauen und Mädchen stärker von Hunger, Armut und schlechter Gesundheitsversorgung betroffen, haben wesentlich schlechtere Bildungschancen und sind öfter Opfer von Gewalt. In westlichen Ländern geht es außerdem um das Thema der Gleichberechtigung im Beruf. Der Lohnunterschied liegt in Österreich bei 18,8 %, im EU-Durschnitt bei 12,7 %.
Wie sieht es in der BBU aus?
Von den Beschäftigten in der BBU sind 50,2% Frauen. Von den Führungskräften aber sind ganze 66 %, also zwei Drittel, Frauen.
Sechs Gleichbehandlungsbeauftragte in der BBU beschäftigen sich mit der Gleichstellung von Frauen und Männern. Sie setzen sich für ein ausgewogenes Verhältnis der Angestellten zwischen Männern und Frauen ein, insbesondere in den Führungsebenen. Dazu gehört auch ein Frauenförderungsplan. Die Gleichbehandlungsbeauftragten beobachten und evaluieren die Frauenquote innerhalb der BBU regelmäßig.
Und wie sieht die Praxis aus?
Eine der Frauen in Führungspositionen innerhalb der BBU ist Stephanie Sladek, Geschäftsbereichsleiterin der Grundversorgung. Stephanie ist zuständig für die Mitarbeiter*innen der GVS, von denen 45% Frauen sind. Bei den GVS-Führungskräften liegt der Frauenanteil bei bei 66%!
Auch wenn Stephanie eine Führungsposition erreicht hat – den Internationalen Frauentag hält sie dennoch für höchst relevant. „In unserer Gesellschaft glauben wir, es wäre ohnehin schon so viel passiert. Aber allein der Gender Pay Gap zeigt, dass wir noch viel vor uns haben.“ Es gehe, so Stephanie Sladek, nicht darum, an diesem Tag Blumen zu verteilen, sondern auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen, die es nach wie vor gibt. „Darauf müssen wir immer wieder schauen.“ Das gilt auch für BBU. Hier nimmt Stephanie Sladek aber „grundsätzlich eine Gleichstellung der Frauen wahr. Ich kann nicht für alle sprechen, aber bei uns in der GVS sind beispielsweise viele Frauen in Führungspositionen und das Geschlecht spielt keine Rolle.“
Workshops für Klientinnen
Um nicht nur Mitarbeitenden, sondern auch Klient*innen die Relevanz des Internationalen Frauentags zu vermitteln, finden auch in Familien- und Frauen-BBEs Veranstaltungen statt. Viele Klientinnen kommen aus Ländern, in denen Unterdrückung zur Norm gehört. Richtig zu agieren ist in diesen Fällen nicht leicht. Soll man etwa eine Frau, die neben ihrem Mann sitzt und kein Wort sagt, darauf aufmerksam machen, dass sie das Recht hat für sich selbst zu sprechen – oder verschlimmert das ihre Situation? Es erfordert Fingerspitzengefühl und ein Herantasten. „Daher bieten wir für die Frauen in unseren Einrichtungen Workshops an, zum Beispiel zum Thema Gewaltschutz und -prävention. Sie werden gut angenommen“, erklärt Stephanie.
Ungerechtigkeiten sichtbar machen
In der Unabhängigen Rechtsberatung (URB) sind 62% der Mitarbeitenden Frauen. Stolze 82 % der Führungskräfte sind weiblich.
Christiane Niesner, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin der URB, hält den Frauentag ebenfalls nach wie vor für wichtig, denn er macht Ungerechtigkeiten sichtbar und zeigt den Kampf von Frauen für ihre Sicherheit und Selbstbestimmung auf.
„Frauenrechte, Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit sind weltweit und auch hier in Österreich immer noch nicht selbstverständlich und umgesetzt und müssen daher weiter erkämpft werden. Weltweit sind insbesondere Frauen Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung, werden zwangsverheiratet oder erhalten keinen Zugang zu Bildung. Frauen brauchen gleiche Chancen, gleiche Löhne, faire Arbeitsbedingungen und Schutz vor physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt.“
Ein langer Weg
Von den Mitarbeiter*innen der Rückkehrberatung sind 54% Frauen. In den Leitungsfunktionen sieht die Sache anders aus: 80% der Führungskräfte des Bereichs Rückkehrberatung und Services (RKS) sind weiblich. Doris Helm, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin der RKS, lädt zu einer kleinen Zeitreise durch Österreich ein, wenn es um den Internationalen Frauentag geht. Er wird heuer übrigens 112 Jahre alt wird. „1911 fand mit 20.000 Frauen und Männern die größte Frauendemonstration in der Geschichte Österreichs statt. 1918 werden Frauen und Männer in Österreich vor dem Gesetz gleichgestellt und Frauen erhalten das allgemeine Wahlrecht.“
Wie lang es dauerte, dass Frauen weitere Rechte erhielten, beweisen die Jahreszahlen. „1975 durften Frauen ohne Zustimmung des Mannes arbeiten, den Wohnort mitbestimmen und den Familiennamen wählen. Ebenfalls 1975 dürfen Mädchen und Buben erstmals gemeinsam unterrichtet werden. Erst 1978 wird die ,Väterliche Gewalt‘ abgeschafft und das erste Frauenhaus gegründet.“ 1989 – also vor 34 Jahren – wurden unverheiratete Mütter verheirateten gleichgestellt und die Verurteilung bei Vergewaltigung war nicht mehr vom Verhalten des Opfers abhängig. Zu der Zeit wurde Vergewaltigung in der Ehe endlich strafbar. Doris Helm erinnert daran, dass: „1997 über 600.000 Menschen in Österreich das Frauenvolksbegehren unterschrieben haben, das ,Gleicher Lohn für gleiche Arbeit‘ fordert – ein Thema, das uns auch 2023 noch beschäftigen wird.“
Führungspositionen in der BBU wurden nach und nach mit Frauen besetzt, seit Ende 2021 gibt es zudem Gleichbehandlungsbeauftragte und einen Frauenförderplan. Doris Helm: „Ich sehe das als klares Statement innerhalb der BBU, wenn es um Frauenrechte und Gleichbehandlung geht. Abschließend ist jedoch festzuhalten, dass es ein unumstößliches Ziel der österreichischen Politik und Wirtschaft – so auch der BBU GmbH – sein muss, Frauenrechte und Gleichbehandlung als dynamischen Prozess zu verstehen, der keinen Stillstand erlaubt.“